Senne - Naturschutzgroßprojekt Senne (2024)

Wälder der Senne

Senne - Naturschutzgroßprojekt Senne (1)

Noch im 18. Jahrhundert war das Landschaftsbild der Senne von einer nicht enden wollenden Heidelandschaft geprägt, in der kaum ein Baum die Sicht versperrte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ertragsschwachen großflächigen Heiden und offenen Sandflächen zunehmend aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen und mit Nadelgehölzen aufgeforstet. Die lichten Heidelandschaften wichen den meist einförmigen, artenarmen Nadelwälder.

Um die noch bestehenden Heidereste und Magerrasen wieder zu vernetzen, wurden und werden die Nadelwälder im Naturschutzgroßprojekt auf großer Fläche soweit aufgelichtet, dass sie zwar weiterhin forstlich nutzbar bleiben, gleichzeitig aber Lebensraum für Arten der lichten Wälder darstellen. Ein besonderes Augenmerk wird bei der forstlichen Nutzung auf die Spätblühende Traubenkirsche gelegt, einer aus Nordamerika eingeführten Baumart, die sich in den Wäldern der Senne stark ausgebreitet hat und teils heimische Arten verdrängt. Sie soll soweit wie möglich aus den Wäldern des Naturschutzgroßprojektes entnommen werden.

Langfristiges Ziel in den Sennewäldern ist die Entwicklung sehr lichter Birken-Eichenwälder mit einer kraut- und strauchreichen Vegetationsschicht. Dieser Waldtyp, der einst große Bereiche des nordwest-deutschen Raumes prägte, ist mit seinem charakteristischen Arteninventar, bestehend aus gelb blühendem Färber-Ginster, Wintergrün oder verschiedenen Bärlapparten, mittlerweile sehr selten geworden. Seiner Förderung wird im Projekt ein hoher Stellenwert beigemessen.

Heiden und Magerrasen

Senne - Naturschutzgroßprojekt Senne (2)

Außerhalb der Truppenübungsplätze sind Heiden, Magerrasen oder offene Sandflächen mit ihren typischen Bewohnern in der Senne nur noch selten anzutreffen. Im Winter eher unscheinbar braun, verwandeln sich die Heiden und Magerrasen im Sommer in ein buntes Blütenmeer. Während die Heideflächen im Spätsommer von der Besenheide in ein violettes Blütenmeer getaucht werden, verleihen Berg-Sandglöckchen, Gras-Sandnelke oder Mauerpfeffer den Sandmagerrasen abwechslungsreiche Farbkleckse. Das vielfältige Blütenangebot dient nicht nur als Nahrungsgrundlage für eine abwechslungsreiche Insektenwelt aus Schmetterlingen oder zahlreichen Wildbienenarten. Auch Kleinsäuger, Reptilien, Heuschrecken oder diverse Käferarten halten sich gerne auf den nährstoffarmen Standorten auf. Zu den hoch spezialisierten Tierarten zählt die Zauneidechse, welche gerne ausgiebige Sonnenbäder auf den Baumstümpfen nimmt oder ihre Eier im weichen Heidesand von der Sonne ausbrüten lässt. Dabei muss sie jedoch vorsichtig sein, um nicht zur Beute der im Projektgebiet ebenfalls vorkommenden Schlingnatter zu werden.

Die Heidelandschaft der Senne ist keine Naturlandschaft, sie entstand erst durch die über die Jahrhunderte praktizierte historische landwirtschaftliche Nutzung. Überlässt man die Flächen sich selbst, so überaltert das Heidekraut und stirbt ab. Über kurz oder lang stellt sich Wald ein und die typischen Arten der Heiden und Magerrasen verschwinden.

Sandäcker

Senne - Naturschutzgroßprojekt Senne (3)

Einst auf den Ackerflächen weit verbreitet, sind sie heute durch Düngemittel und Herbizide sehr selten geworden – die typischen Pflanzengemeinschaften der Sandäcker bestehend aus Lämmersalat, Bauernsenf oder Kahlem Ferkelkaut.

Aber auch das Spektrum der Kulturpflanzen hat sich geändert. Der langhalmige Winterroggen, welcher die Ackerflächen noch im vorletzten Jahrhundert prägte, ist heute modernen Sorten und dem auf großen Flächen angebauten Mais gewichen. Auch das „Heidekorn“, der Buchweizen, ist fast vollständig aus der Senne verschwunden – und das, obwohl er sich wegen seiner Anspruchslosigkeit besonders gut für die kargen Sandböden eignet. Der aus Buchweizenmehl hergestellte Senne-Pickert ist der Region aber als Spezialität erhalten geblieben.

Um die typischen Lebensgemeinschaften der Sandäcker auch für kommende Generationen zu bewahren, wurde die historische Wirtschaftsweise der Heidebauern auf ausgewählten Flächen bei Augustdorf im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wiederbelebt.

Moore und Bachtäler

Senne - Naturschutzgroßprojekt Senne (4)

Obwohl trockene Standorte vorherrschen, gibt es auch in der Senne von Wasser beeinflusste Lebensräume. Im Projektgebiet entspringen beispielsweise einige Gewässer, von denen besonders die Tieflandbäche der Senne mit ihren tief in den weichen Sand eingegrabenen Kastentälern beeindrucken.

Das klare Wasser ist ein idealer Lebensraum für typische Arten der Forellenregion wie Groppen, Bachneunaugen und Bachforellen. Wasseramseln und der in selbstgegrabenen Röhren in Steilhängen brütende Eisvogel finden hier optimale Lebensbedingungen. Die zum Teil uralten Bäume in den Bachtälern bieten Schwarz- und Buntspecht genügend Möglichkeiten, sich eine Höhle zu zimmern.

In den Bachtälern und im Bereich von Ausblasungsmulden haben sich in feuchten oder nassen Bereichen seltene Moor- und Sumpfpflanzen wie die Moosbeere, das Schmalblättrige Wollgras oder die Glockenheide angesiedelt. Über den offenen Wasserstellen fliegen Libellen, wie Torf-Mosaikjungfern oder Kleine Moosjungfern, immer auf der Hut um nicht zur Beute eines Grünfrosches zu werden. Vom Nebeneinander kleiner Weiher und Teiche in den Sandgruben profitieren weitere Amphibien wie der Kammmolch oder die Kreuzkröte.

Um den guten Zustand der Bäche nicht zu gefährden und darüber hinaus zu befördern, soll deren natürliche Entwicklung nicht gestört werden. Dies bedeutet unter anderem den Verzicht auf eine forstwirtschaftliche Nutzung der Baumbestände im Umfeld der Bäche. In den kleinen Mooren und in deren Umfeld ist es dagegen wichtig, den aufkommenden Baumbewuchs zu entfernen, um die dortigen lichtliebenden Pflanzengesellschaft zu erhalten und zu fördern.

Senne - Naturschutzgroßprojekt Senne (2024)

FAQs

Wem gehört die Senne? ›

Der Truppenübungsplatz Senne (TrÜbPl Senne) ist ein 116 Quadratkilometer großer Truppenübungsplatz unter britischer Verwaltung in der Senne nördlich von Paderborn in Nordrhein-Westfalen. Das Gebiet ist Eigentum des Bundes, vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Wie ist die Senne entstanden? ›

Die Senne liegt im Osten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Diese besondere Landschaft ist etwa 45 km lang und bis zu 15 km breit. Sie entstand, als sich die Gletscher der Eiszeit mit ihrem gewaltigen Gewicht über den nahen Teutoburger Wald schoben.

Was für Tiere gibt es in der Senne? ›

Eine Auswahl besonderer Tierarten der Senne finden sie hier:
  • In der Heide. Ameisenlöwe. Feldgrille. Frühlingsmistkäfer. Heidelerche & Ziegenmelker. Zauneidechse & Schlingnatter.
  • In und an Gewässern. Bachflohkrebs. Bachneunauge. Eisvogel. Groppe. Köcherfliege. Prachtlibellen.
  • Im Wald. Ameisen. Hirsche. Spechte.

Wie tief ist die Senne? ›

Seit über 100 Jahren fördern die Stadtwerke Bielefeld Trinkwasser sowohl aus dem Sennesand in 20 bis 25 Meter Tiefe als auch aus den Schichten der Oberkreide in etwa 450 Meter Tiefe.

Wo ist der größte Truppenübungsplatz in Deutschland? ›

Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr liegt in der Nähe des Ortes Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab (Oberpfalz) und zählt mit einer Fläche von 234 km² zu den größten weltweit. Er ist der größte Truppenübungsplatz Europas, auf dem scharf geschossen wird.

Woher kommt der Name Senne? ›

Etymologisch könnte „Senne“ aus dem althochdeutschen Wort „senni“ stammen, was so viel wie „alter Heide“ oder „trockene Ebene“ bedeutet. Darüber hinaus gibt es auch Bezüge zu keltischen und niederländischen Ursprüngen des Namens.

Wie groß ist die Senne? ›

Größe 11.600 ha Ausdehnung Ost-West 10 - 5 km, Nord-Süd ca. 17 km Unterbringungskapazität Truppenlager: 1.000 Soldaten, Biwak: 8 Plätze, mit Ketten-KfZ nutzbar Profil Das wellige bis hügelige Gelände ist von Süden (130 m ü. M.)

Wie viele Einwohner hat Senne? ›

Senne ist mit 21.135 Einwohner*innen der drittkleinste Stadtbezirk mit den niedrigsten Meldungen für einen Nebenwohnsitz in Bielefeld.

Wie wird die Senne genutzt? ›

Der Truppenübungsplatz verfügt vereinzelt über militärische Zweckbauten wie Schießbahnen, Übungsdörfer zum Häuserkampf und einen Flugplatz. Zudem befindet sich ein Golfplatz auf dem Gelände.

Ist die Senne ein Fluss? ›

Die Senne (Französisch) oder Zenne (Niederländisch) ist ein 103 km langer Fluss in Mittelbelgien, der südöstlich von Soignies in der Provinz Hennegau entspringt, durch Brüssel fließt und südlich von Antwerpen in die Dijle mündet.

Wann ist die Senne geöffnet? ›

Juli / August /September 2024
TagDatumÖffnungszeiten
Sa - Do17.08.2024- 22.08.2024Durchgangsstraße geöffnet
Fr - Fr23.08.2024- 20.09.2024Durchgangsstraße geschlossen ab 07:45 bis einschließlich Freitag, 20.09., 13:15
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Wie alt ist die Senne? ›

Die Senne bei Augustdorf

Entstanden aus mächtigen Sandern der Saale-Eiszeit vor ca. 200.000 Jahren ist die Senne heute ein einmaliger Naturraum mit Heiden und Magerrasen, Mooren und klaren Bächen, Wiesen und Wald.

Kann man durch die Senne fahren? ›

Für den Durchgangsverkehr ist es auch nicht gestattet zu parken oder anzuhalten, es sei denn, es handelt sich um einen dringenden Notfall. Auch Fußgängern, Radfahrern und Reitern ist es untersagt, die Durchgangsstraßen zu verlassen. Die Benutzung aller sonstigen Abzweigungen, Wege und Pfade ist verboten.

Wie groß ist Sennestadt? ›

Sennestadt
Wappen von Sennestadt Wappen von Bielefeld Sennestadt Stadtbezirk von Bielefeld
Höhe149 m ü. NN
Fläche24,7 km²
Einwohner22.415 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte907 Einwohner/km²
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Author: Neely Ledner

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Name: Neely Ledner

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